Eco Mythos: Ist Glas wirklich nachhaltiger als Plastik?

in letzter zeit habe ich zum eco mythos glas sätze wie diesen immer wieder gehört:

„ich kaufe alles nur noch in glas verpackt, weil das ist ja viel nachhaltiger als plastik!“

so einfach ist das leider nicht, denn einweg glas ist nicht unbedingt nachhaltiger als die pet-flasche. doch klar, jeder wird sofort hellhörig, wenn von plastik gesprochen wird und folgt dem eco mythos, denn glas muss ja nachhaltiger sein. immerhin … ist es glas und eben nicht plastik.


ECO MYTHOS: ALLES LIEBER AUS GLAS

pauschal lässt sich sagen, dass es nicht nur auf das material selbst ankommt. die nachhaltigkeit hängt auch von der herstellung, dem vertriebsweg, der wiederverwertung, der größe und dem recycling verfahren ab.

je öfter du einen behälter wieder verwendest, desto nachhaltiger ist es. hier ist es völlig eins, ob es sich um glas oder plastik handelt. ein mehrweg ist immer die nachhaltigere wahl.

entscheidend für die umweltfreundliche variante sind:

  • energieverbrauch bei der produktion
  • vertriebswege
  • energieaufwand beim recycling
  • größe und gewicht der verpackung
  • aufwand bei der reinigung

ENERGIEVERBRAUCH IN DER PRODUKTION

wer glas herstellen möchte, braucht jede menge energie und hitze dazu. glas wird aus sand hergestellt, was auch ein nicht unendlich verhandener rohstoff wie erdöl (aus dem plastik gemacht wird) ist.

den energieaufwand kannst du quasi nur noch durch die unendliche nutzung des glasbehälters wieder gut machen.

VERTRIEBSWEGE

eigentlich ist der co2-abdruck beim transportweg von glas pro gramm kleiner als der von plastik. einziges problem: glas ist natürlich sehr viel schwerer als plastik.

das kommt vor allem bei langen transportwegen zum tragen, hier ist der erdöl verbrauch beim glastransport um ein vieles höher, als der bei plastik.

ergo ist es auch hier der klügste weg regional zu wählen, um die vertriebswege möglichst kurz zu halten.

ENERGIEAUFWAND BEIM RECYCLING

glas kann man gut recyceln, es lässt sich bei sehr hohen temperaturen wieder komplett einschmelzen. das allerdings führt wiederum zu hohem energieaufwand und co2-ausstoss.

pet-flaschen können nicht wieder zu 100% zurück geführt werden, sie sind nur zu etwa 50% recycelbar. die restlichen 50% findet in der textilindustrie einsetz und wird zu fasern verarbeitet.

GRÖSSE UND GEWICHT

wie schon beim vertriebsweg erwähnt, die ist das gewicht der verpackung besonders bei langen transportwegen ausschlaggebend. eh klar, wenn du in den urlaub fährst und den kofferraum bis oben hin voll geladen hast, ist dein benzinverbauch und abgasausstoss auch um ein vieles höher.

entscheidend ist aber auch die größe der verpackung. je größer nämlich die packung, desto geringer die co2-emmission pro kilo. deswegen: lieber zur familienpackung haferflocken im supermarkt greifen, wenn es keine alternative gibt.

AUFWAND BEI DER REINIGUNG

immer wieder habe ich mich im supermarkt gewundert, dass es herkömmliches joghurt und milch in glas verpackungen gibt, das auch noch im mehrweg-system – im nonplusultra quasi. wieso das für die veganen pendants nicht umsetzbar ist, konnte ich mir nicht erklären. deshalb habe ich einen regionalen hersteller veganer produkte angefragt, wieso es ihr soja joghurt nicht ins mehrweg glas schafft.

das hauptproblem wäre wohl der preis, der bei einer umstellung auf den konsumenten zukäme. dazu kommt, dass ein mehrweg system in österreich schon für konventionelle hersteller bisher kaum machbar ist.
(weiterführende infos dazu findest du in diesem artikel)

wie sollte da ein mehrweg system für einen rein veganen hersteller möglich sein? auf kunststoff kann aufgrund der lebensmittelsicherheit und -haltbatkeit nicht verzichtet werden, hier wird aber darauf geachtet den plastikanteil in den jughurtalternativen bechern so gering wie möglich zu halten.

momentan sind unter all diesen gesichtspunkten der tetra-pak und die kunststoff-karton-becher die beste lösung. sie sind leicht, gut transporierbar, recycelbar und halten hohen hygiene- und qualitätsstandards stand.

ALSO DOCH LIEBER PLASTIK?

nein, pauschal kann man das so nicht sagen. wie in allen lebenslagen kommt es auf die entscheidenden faktoren im jeweiligen fall an. es ist wichtig unternehmen zu haben, die sich gedanken machen und immer wieder evaluieren was der beste und für sie nachhaltigste weg ist.

genauso solltest du das selbst auch handhaben. einige gläser im schrank zu haben, die du zur aufbewahrung von gewürzen oder zum einkochen von marmelade wieder verwendest, ist mit sicherheit eine alltagstaugliche idee.

den schrank voll mit gläsern zu haben, die da nur verstauben, ist dann nicht die optimale lösung. du musst für dich abwägen was sich ausgeht und was nicht – wo liegt deine persönliche grenze und wo kannst du sie vielleicht weiter ziehen?


SIMPLE ECO HACKS, UM RESSOURCEN ZU SPAREN

mit ein paar sehr einfachen handgriffen im alltag kannst du schon viel einsparen, sowohl glas als auch plastik.

  • LEITUNGSWASSER statt MINERALWASSER
    bei uns in wien ist das überhaupt kein thema. ich selbst stehe nicht auf sprudel und das wiener wasser ist sowieso das beste.
  • UNVERPACKTLÄDEN
    wenn du dich in der glücklichen position befindest, einen in deiner nähe zu haben, dann kannst du hier deine gesammelten gläser direkt sinnvoll wiederverwenden. einige läden nehmen leere einweg-gläser sogar dankbar als spende an.
  • BRING YOUR OWN TRINKFLASCHE
    ich habe mir angewöhnt immer eine kleine mehrweg flasche in der tasche zu haben, die ich jederzeit mit einem getränk meiner wahl wiederbefüllen kann. so kommst du nie in die lage durstig im supermarkt zur pet-flasche greifen zu müssen.
  • DO IT YOURSELF
    wer kennt ihn nicht, den beliebten smoothie im supermarktregal. meist in plastik verpackt, teilweise auch in einweg glas.
    der beste weg: unverpacktes obst und gemüse einkaufen und daheim deine ganz eigene smoothie kreation entwerfen.
    schmeckt immer neu und ist der absolut umweltfreundlichste weg, den du dir denken kannst.

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1 Comment

  1. September 22, 2019 / 7:19 am

    Zu dem Schluss bin ich auch gekommen, nachdem ich mich durch sämtliche Seiten im Netz gewühlt habe. Vielen Dank für deine tolle Zusammenfassung.

    Liebe Grüße, Julie

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